Warum wird man müde nach einer Osteopathie?
Müde? In diesem Beitrag geht es um das weit verbreitete Phänomen Müdigkeit nach Osteopathie. Wahrscheinlich kennst du das. Gerade kommst du aus der Osteopathiepraxis, der Behandler hat dir viele Fragen gestellt, spezielle osteopathische Tests gemacht und dich von Kopf bis Fuß therapiert. So schlimm war es doch eigentlich gar nicht. Er hat hier ein wenig gedrückt, dort mal gezogen, den Kopf gehalten, während du einfach so gemütlich auf der Behandlungsbank lagst. Ist da überhaupt was passiert? Ich bin mir sicher, dass da eine Menge passiert ist. Auch wenn es sich im ersten Moment nicht immer so anfühlt.
Inhalt:
Und plötzlich überkommt Dich diese Müdigkeit nach der Osteopathie
Kaum zu Hause angekommen wirst Du krachmüde und sinkst in den Schlaf der Gerechten. Aus Erzählungen und auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele Leute nach solch´ einer Behandlung teilweise paar Stunden wohlig tief schlafen.
Schön. Das ist ein sehr sehr guter und wichtiger Schlaf.
Bitte unterdrücke dieses Bedürfnis deines Körpers nach einer osteopathischen oder auch nach anderen Behandlungen auf keinen Fall. Nicht mit Kaffee, nicht mit Cola, nicht mit Ingwer oder sonst irgendeinem Aufputschmittel. Sondern versuche dich auf die Informationen, die dein Körper dir liefert, einzulassen. Er möchte nach einer osteopathischen Behandlung ausruhen, regenerieren und deshalb wirst du nach der Osteopathie müde.
Ich möchte dieses Phänomen erklären.
Wie erklärt sich das Phänomen, müde nach der Osteopathie zu sein?
In Deutschland dauert eine osteopathische Sitzung durchschnittlich 45 – 60 Minuten.
Ein magisches Zeitfenster. Oder doch die eine wohlberühmte Tür? Durch die wir hindurchgehen, das Alte hinter uns lassen und dem Neuen, Besseren eine Chance geben!
Du kommst nun also mit einem Symptom zum Osteopathen. Mittlerweile ist Osteopathie sehr beliebt in Deutschland und warum das so ist, habe ich bereits hier etwas genauer beschrieben.
Symptome entstehen erst, wenn die körpereigenen Reparatur- und Heilungsmechanismen versagt haben. Wenn die Grenze des Körpersystems überschritten wurde. Es liegt in der Natur, dass unser Körper ökonomisch arbeitet und alle Funktionen so lange wie möglich versucht zu erhalten.
Summieren sich die negative, krankmachende Faktoren, beginnt der Körper zu kompensieren. Über einen langen Zeitraum baut er Ausweichstrategien auf, um irgendwie das System am Laufen zu halten.
Eines dieser Ausweichphänomene ist es, dauerhaft auf Hochtouren zu laufen. Da ist viel Adrenalin im Spiel. Wir Menschen wollen und müssen auch funktionieren. Ohne Stress gäbe es kein Leben, keinen Fortschritt. Irgendwann kennen wir nur noch diese eine Variante – dauerhaft in Anspannung zu sein. Die meisten Menschen fühlen sich sehr wohl in diesem Rhythmus. Sie schaffen viel und im Prinzip alle beteuern, dass das unentwegte Gerödel Spass macht. Warum auch immer – das kann man nicht so genau erklären.
Es scheint Gründe zu geben, warum Menschen und ihre Körpersysteme nicht mehr in die Entspannung wollen. (natürlich könnte ich dir tausend Gründe dafür nennen, aber das wäre unprofessionell – einfach pauschal Vermutungen aufzustellen. Davon möchte ich Abstand nehmen.)
Aber irgendwann kommt eben doch das Symptom und das beginnt irgendwann heftig zu nerven.
Und dann kommst du zur Osteopathie.
Der Behandler nimmt dir einen Teil dieser Kompensation. Nimmt dir ein wenig von der Überspannung. Reist also bildhaft gesprochen ein Stuhlbein weg. Eines, das eh schon morsch war. Das ist nötig, um das Körpersystem anzustupsen und daran zu erinnern, zu regulieren und neue bessere Bewegungs- und Funktionsmuster zu suchen.
Doch wie kommt es nun genau zur Müdigkeit nach Osteopathie?
Durch das Gespräch, die Bewegungen, Berührungen assoziiert das Gehirn und zaubert Erinnerungen aus dem Unterbewussten. Vielleicht Erinnerungen an Verletzungen, Unfälle. An bestimmte Zeiten. An Emotionen. Erinnerungen an all die Dinge, die dein System gebunden haben. Die es an der freien Entfaltung behindert haben und die Symptome haben entstehen lassen.
Das alles neu zu sortieren, neu einzuordnen, zu verarbeiten macht müde. Denn das ist ein richtig heftiger Job für unser Körpersystem.
Der Körper sucht sich über die Müdigkeit den Rückzug. Möchte sich bewusst weiterem Input entziehen. Möchte heilen, verarbeiten, gesund werden.
Falls du also diese Müdigkeit nach Osteopathie kennst, nach einer Behandlung – schlaf ruhig.
Egal, welche Tageszeit gerade ist. Dieser Schlaf ist wichtiger Teil der Therapie und wichtiger Teil, damit deine Selbstregulationsmechanismen nun in Ruhe arbeiten können. Babys folgen übrigens ungeniert ihrem natürlichen Rhythmus und schlafen oft sogar schon während der Behandlung ein. In Asien haben wir oft darüber gelächelt, wo und wie die Leute ihr Schlummerchen halten, für uns Europäer fast undenkbar – aber im Prinzip genau richtig. Wenn das System eine Pause wünscht – sollte man drauf hören.
Und wie lange hält dieses unsägliche Müdigkeitsgefühl nach der Osteopathie an?
So gesund und hilfreich diese Müdigkeit nach einer Behandlung für Deinen Organismus ist – so ungern mögen Menschen dieses Gefühl. Keine Sorge – das vergeht. In der Regel ist es am Tag der Behandlung am heftigsten. Wie ich oben schon schrieb: Manche verfallen in einen regelrechten Tiefschlaf.
Bei einigen hält diese Müdigkeit ein paar Tage, teilweise auch bis zu einigen wenigen Wochen an. Das ist dann nicht ausschließlich mit der Entspannungsmüdigkeit direkt nach der Behandlung zu erklären, sondern verdeutlicht einen generellen Spannungsabfall im System. Möglicherweise bist Du in dieser Zeit nicht ganz so leistungsfähig wie sonst. Möglicherweise gehen Dir die Dinge nicht so schnell von der Hand – aber sei Dir ganz bewusst darüber, dass der Körper in der Tiefe eine richtig gute Arbeit leistet.
Was Du sonst noch nach einer Behandlung für Dich tun kannst
Wie ich oben schon schrieb, ist die Müdigkeit nach der Osteopathie ein Selbstregulationsmechanismus, dem eigentlich nichts hinzuzufügen ist. Aber es schadet auf keinen Fall, am Tag der Behandlung:
- sich ganz bewusst diesen körperlichen Prozessen zu widmen und all die Reaktionen, die nach einer Behandlung auftreten, bewusst wahrzunehmen
- sich an diesem Tag keine Extratermine einzutragen – sondern sich vielleicht sogar absichtlich nach der Osteopathie ein paar Stunden zeitlich Luft zu lassen, um dem Heilungsprozess beste Voraussetzungen zu bieten
- den Tag der Behandlung zu nutzen, um mehr und mehr den Instinkten zu folgen. Wenn Du müde bist, dann schlaf – aber genausogut gibt es Menschen, die fühlen sich nach solch´ einer Behandlung angenehm energetisiert – die könnten Bäume ausreisen. Dann darf natürlich auch das ausgelebt werden. Vielleicht in Form eines schönen Spaziergangs oder beim regenerativen Sport wie Yoga, entspanntes Schwimmen oder was auch immer Dir Spaß macht. Erlaube Dir einfach, Deinen Körper zu fühlen.
Hast Du Fragen zur Müdigkeit nach Osteopathie? Dann schreib´ mir gern in die Kommentare.
Autorin: Sandra Hintringer / Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Osteopathie & Traumatherapie
Grundsätzliche und häufige Fragen zur Osteopathie beantworte ich dir hier.
10 generelle Fakten zu Osteopathie findest du hier.
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