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Geschafft!!! 35. Vattenfall-Halbmarathon Berlin

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35. Vattenfall-Halbmarathon! Wir warten auf den Start.

Es ist vollbracht und ich bin sehr glücklich! Ich bin heute den 35. Vattenfall-Halbmarathon mitgelaufen. Wie ich mich vorbereitet habe, wie es auf der Strecke so lief und was ich nun alles versuche, damit ich morgen wieder fit bin, lest ihr gleich hier.

Doch was war eigentlich der Grund für meine Anmeldung für den Halbmarathon?

Wer mich schon ein wenig kennt, weiß vielleicht noch, dass ich mir so ziemlich vor einem Jahr beim Radfahren die Hand gebrochen hatte. Die Heilung verlief toll und nach knapp 3 Monaten konnte ich auch als Therapeutin wieder arbeiten, doch die Grundfitness war mehr als im Eimer. Das fühlte sich einfach nicht schön an und dringender Fitnesswunsch kam auf. Meine ursprüngliche Sportart Beachvolleyball wollte ich noch nicht beginnen, die Wiederverletzung ist ja dann doch ein Thema. Der  Auslöser oder die völlig selbstgängige Motivation gab dann der Marathon im Herbst in Berlin. Als Zuschauerin stand ich an der Strecke und dachte mir, ein etwas größeres Ziel, verpflichtet mich ja dann doch zum regelmäßigen Training über einen längeren Zeitraum.

Gesagt getan. Sofort habe ich mich angemeldet….

1-2 Mal habe ich pro Woche einen Lauf gemacht. Wenn Zeit genug war habe ich, obwohl ich es selbst unterrichte, eine herausfordernde Yogastunde mitgemacht. Doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die immer länger werdenden Läufe mich mehr und mehr an meine Grenzen gebracht haben. Einerseits körperlich. Ok – das ist ja normal und trainierbar. Doch im Trubel des Alltags fiel es mir zunehmend schwerer, mich voll und ganz diesen wirklich zeitraubenden Läufen hinzugeben. Irgendwie hat mir die Geduld gefehlt, einfach nur so durch die Landschaft zu traben. Obwohl ich es liebe – doch zu lange darf es scheinbar nicht dauern.

Das war und ist eine erstaunliche Erfahrung, der ich mich in der nächsten Zeit noch ein wenig widmen werde.

Jedenfalls rückte der heutige Tag näher und näher. Zwei Wochen mogelten sich rein, in denen ich so absolut gar nicht trainiert habe. Eine Fortbildung, die mich dermaßen geschlaucht hat, dass ich mir  in der Zeit so gar nicht vorstellen konnte, auch nur einen Kilometer zu rennen. Und ein Skiurlaub. Das war dann wohl das kleine rettende i-Tüpfelchen. Das Höhentraining, nur ohne Rennen eben.

So – und dann ging es heute morgen an den Start.

Zeitumstellung auf Sommerzeit, nasskaltes Wetter ( so um die 10°C) und 80%iges Regenrisiko … oh oh oh. Wenigstens habe ich soviel Glück, dass ich mit dem Auto nur 20 Minuten bis zum Startbereich brauche. Die letzten Meter fahren wir mit der U-Bahn. Ich bin in Begleitung, dass heißt ich muss auch nicht die zwar gut organisierten und dennoch frequentierten Kleiderwagen benutzen. Ich kann einfach gemütlich in Richtung meines Startblockes auf Höhe des Cafe Moskau schlendern.

Wie so viele.

32 000 Läufer gehen mit mir auf die Strecke, der Start verzögert sich, doch irgendwann geht es los. Piep Piep Piep … Dauerpiep. Die Zeiterfassung erfolgt über einen Chip am Fuß und während wir über die Matten laufen piept es unaufhörlich. Ich laufe die Karl-Marx-Allee Richtung Alexanderplatz runter. Erste Kurve, viele Zuschauer stehen an der Strecke und trotzdem ist es unheimlicherweise total still. Wir schauen die Zuschauer an und sie schauen zurück. Irgendwie witzig.

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Spektakulär. Einmal durch´s Brandenburger Tor halbmarathonen.

Laaaaaaaange ganz laaaaaange laufe ich nun geradeaus. Erst mal sensationell bis und durch das Brandenburger Tor. Für ein Handyfoto habe ich Zeit, vorbei an der Goldelse und dann bis zum Ernst-Reuter-Platz. Einmal als Fußgänger den unfallträchtigsten Kreisverkehr von Deutschland passieren. Sehr nett.

Ungefähr 5 Kilometer sind nun vorbei und was sehe ich denn da? Der Tiergarten wird wieder einmal als Riesenklo benutzt. Männer stehen in Reihen und beten die Büsche an, dazwischen hocken paar Frauen. Echt nicht schön – auch wenn man mal dringend muss, Leute, der Tiergarten muss es nun echt nicht sein. Dafür gab es doch die Dixies. Arrgh.

Ich werde durch eine private Fotosession Gott sei Dank ein wenig abgelenkt. Jemand Verwandtes an der Strecke zu wissen ist mehr als hilfreich. Weiter geht es später über die Otto-Suhr-Allee zum Schloss Charlottenburg. Wir nähern uns Kilometer 10, also fast Halbzeit. Irgendwie magisch. Für mich zumindest. Die Strecke windet sich durch die Straßen und über den Ku´damm treten wir den Rückweg an.

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Vorbei an historischen Orten! Hier Checkpoint Charlie Berlin. Grandios!!!

Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, meine Beine schweben. Nein. Nun schweben sie nicht mehr, ich merke, wie es von Kilometer zu Kilometer anstrengender wird. Ab und an bimmelt und trommelt eine Combo. Sambarhythmen heben mich immer ein Stück weiter, das tut gut und noch 5 Mal werde ich privat bejubelt, fotografiert und abgeklatscht. Gott sei Dank und danke noch einmal an die Betreffenden 3, denn auch eine Leipziger Straße kann verdächtig lang sein, wenn man sie per pedes bestreitet.

Ich bin stolz auf mich. Auch wenn ich wahrlich oft überholt werde, bleibe ich bei mir und lasse mich nicht anstecken mit dem Run der letzten Kilometer. Ich spüre, dass es genauso schnell geht, wie es eben geht und das ist ok für mich.

Das rote Rathaus und der Fernsehturm erscheinen in meinem Blickfeld. Nun sind es wirklich nur noch 2km aber es ist tierisch anstrengend und wir Läufer motivieren uns nun gegenseitig. Eine gesteht mir, dass sie auch nicht mehr kann. Ein anderer erzählt, dass sein Knie schmerzt. Na wie schön. Quälen wir uns alle noch die paar Meter bis zum Ziel. Alles freiwillig wohlgemerkt. Schmunzel. Ich gönne mir wieder ein Foto, denn die Strecke ist abschüssig und es sieht echt gut aus, wie diese unzähligen bunt gekleideten Menschen Richtung Alexa rennen.

Ich komme am Alexa vorbei und sehe schon die letzte Kurve. Genau hier wird direkt vor mir einer in den Krankenwagen verfrachtet. Dieser Endspurt ist tückisch und ich habe mich komplett dagegen entschieden. Auch wenn die Zuschauer im Zielbereich natürlich noch mal richtig trommeln, rufen, motivieren. Nein. Schön TappTappTappTapp in Ruhe. Lieber paar Minuten später, aber gesund.

Ein letztes Mal piiiiiiiep. Und dann bin ich drin. Im Ziel. 2 Stunden und 32 Minuten sind seit meinem Start vergangen. Und wie bei jedem Volkslauf, wird man durch die unzähligen Helfer verbal weitergeschoben. Klar. Im Ziel darf es keinen Stau geben. Ich hole mir eine riesengroße weiße Plastiktüte, wie alle eigentlich. Die sind großartig. Der reinste Wärmestau und so hat dieser kühle Tag einfach keine Chance. Wasser, Tee … ich hätte mir ja lange nicht träumen lassen, wie sehr ich mich über Instanttee freue. Süss und heute genau richtig. Bananen gibts auch. Her damit. Lach … Mensch toll. Meine Banane wird von ungefähr 6jährigen Fingern ausgepackt. Selbst die Kleinsten betätigen sich schon als Volunteer. Wenn es diese vielen vielen Helfer nicht gäbe. Danke auch an die!

Naja und dann trödelt man so Richtung Ausgang, freut sich angekommen zu sein. Immer wieder raffe ich mir meine kuschelige Plastiktüte zusammen und ich freue mich, dass da welche da sind, die sich mit mir mitfreuen.

Zu Hause angekommen geht nur eins. Badeawanne. Warm und mit viel Salz drin. Ich bürste gleich mal die Muskulatur, das gibt schöne Durchblutung und ist voll angenehm. Danach direkt mal auf die Couch. Einfach nur Wärme, denn insgesamt war es doch etwas kühl heute und zudem melden die Muskeln Erschöpfung. Später bringt mir ein Teller Spaghetti mit Gemüsebolognaise Energie zurück und dann bleibt Zeit, die geschundenen Beine mit Tigerbalsam zu massieren. Ausruhen ist nun angesagt.

Mein Resümee:

Mein Ziel die körperliche Fitness nach der Handverletzung deutlich zu verbessern ist mehr als erreicht. Ich bin zufrieden. Ob ich nun wirklich oft längere Strecken im Wettstreit laufen muss, das bezweifle ich. Mehr und mehr habe ich mich in den letzten Jahren von Leistungsdruck und Erreichen müssen gelöst. Das Training für einen Halbmarathon oder auch Marathon ist hart, anspruchsvoll und erfordert viel Disziplin und Zeit. Mehr als ich im Moment vielleicht leisten möchte. Aber ich bin mir sehr sicher, dass sich der eine oder andere Lauf noch mal hineinmogelt in mein Leben und ich werde auch weiterhin regelmäßig joggen. Weil es einfach nur so Spass macht.

Es ist ein wunderbares Gefühl, ein Ziel zu haben, den Weg dorthin zu bestreiten und auch zu genießen und letztendlich im Ziel anzukommen!

Was ist denn Dein nächstes Ziel? Hast Du eines? Vielleicht ein kleines?

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Fernsehturm wieder in Sicht! Nun ist es nicht mehr weit.

Und war noch jemand heute auf der Strecke? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?

2 Kommentare

  • Liebe Frau Hintringer,
    Sie haben wunderbar beschrieben, wie ich meinen ersten Halbmarathon absolviert habe. Angefangen von dem ungläubigen Staunen über die Benutzung des Tiergartens über die Sambatrommeln bis hin zu den letzten Kilometern, die wirklich schwer waren. Mich hat das Erlebnis seitdem nicht losgelassen und nun war ich zum dritten Mal dabei. Dieses Mal fühlte es sich leicht an, obwohl ich natürlich heute auch Muskelkater habe. Die Zeit verging wie im Flug und ich habe zum ersten Mal bemerkt, wie spät man den Fernsehturm sieht. Mit Sicherheit werde ich auch im nächsten Jahr wieder an den Start gehen und schauen, wie es läuft. Das Gefühl, es geschafft zu haben, ist einfach unbeschreiblich und hält hoffentlich noch eine ganze Weile an.
    Danke für Ihre Unterstützung auf meinem Weg dahin!
    Ihre Kathrin Rosenberg

    Antworten
    • Hallo Frau Rosenberg!
      …ja – das Gefühl einfach mal 21 km per pedes am Stück gerannt zu sein ist einfach wirklich toll … viel Erfolg für Sie weiterhin!

      Antworten

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