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Wie Bewertungen dein Leben beeinflussen – und wie du dich davon frei machst.

Möglicherweise kennst du das, du gehst in eine Bar oder irgendwo anders hin und hast das Gefühl, sämtliche Blicke kleben an dir. „Guck dir die Haare an, die Hose und überhaupt, die Tasche, die Schuhe blablabla. Wie die rumläuft. Ach und guck mal, was sie jetzt macht.“ So könnten echte oder einfach nur empfundene Stimmen tönen. Klar tun wir im Alltag oft so, als macht uns das alles gar nichts – dennoch, wage ich zu behaupten, dass es ziemlich viel mit uns macht und wir nicht zuletzt sogar unser Verhalten anpassen, uns vielleicht sogar von bestimmten Sachen abschneiden – nur um nicht aufzufallen. Nur um nicht abgewertet zu werden.

Wo soll das hinführen?

Ich sag dir was.

Sollen sie doch tönen – denn was können die Stimmen denn schon über dich und dein Leben, deinen jetzigen Zustand wissen?

Welcher Teil in dir fühlt sich eigentlich gerade angesprochen? Der, der sich oft bewertet fühlt – oder der, der andere gern bewertet und beurteilt? Jeder Mensch hat beide Teile. In der Regel leiden die bewerteten Teile deutlich mehr. Klar, oder? Bei jedem sind sie unterschiedlich stark ausgeprägt und werden von weiteren jeweils persönlichen Fähigkeiten und Faktoren beeinflusst.

Wo Bewertungen sind – müssen doch auch Werte sein, oder?

Werte sind Grundfeste in unserem Leben, die wir brauchen um zu existieren und um einen Sinn in unserem Leben zu finden. Achtsamkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen sind zum Beispiel für mich Werte, die mir sehr wichtig sind. Deine Werte können ganz anders gelagert sein. Vielleicht strebst du nach den drei berühmten: Ruhm, Reichtum, Ehre …. vielleicht ist aber auch Langsamkeit ein Wert von dir. Es gibt unendlich viele. Jeder Mensch steht mit seinen Werten an einer anderen Stelle. Ein Vergleich ist im Prinzip sinnlos.

Bewertungen hingegen brauchen wir, um uns stabiler zu fühlen, richtiger zu fühlen, abzugleichen oder schlicht um zu vergleichen. Ware im Supermarkt zum Beispiel. Ich fasse etwas an und bewerte seine Qualität.  Dann entscheide ich mich für den Kauf. Ganz normal.

Anders sieht es mit mentalen Bewertungen aus. Wenn wir in unserem Kopf die Welt in links und rechts, gut und böse, reich und arm oder noch irgendwie anders teilen – dann können wir bewerten, wo oder wie ein Mensch in Relation zu uns einzuordnen ist. Oder wo und wie wir uns in Relation zu dem anderen einordnen.

Automatisch erfolgt eine Auf- oder Abwertung.

Von dir selbst oder von einem anderen Mensch.

Lass es einfach – es bringt rein gar nichts. Klar weiß ich wohl, dass die Bewertungsspirale schneller anspringt als man sich selbst eingestehen möchte. Deshalb ist die erste Übung im Alltag die Selbstbeobachtung.

Wann fühle ich mich bewertet – oder wann bewerte ich andere?

Worauf kommt es stattdessen an?

Wenn wir in unserem Leben unseren eigenen Werten folgen, dann wird auf einmal unwichtig – wie andere Menschen uns sehen, beurteilen, bewerten.

„Je stärker deine eigenen Werte ausgeprägt sind, desto weniger bist du auf Bewertungen anderer angewiesen.“

Ich mache mal ein Beispiel. Die Tage war ich auf einer Weiterbildung. Wie ihr wisst, bin ich Heilpraktikerin und Physiotherapeutin. Der Berufsstand ist klar und rein rechtlich betrachtet gibt es zumindest in dieser Berufssparte keine großen Steigerungsmöglichkeiten. (ich könne Medizin studieren und Ärztin werden – aber das möchte ich gar nicht.) Meine Weiterbildungen richten sich also allesamt auf inhaltliche Ausdehnung.

Jedenfalls bekamen wir zu Beginn ein Heftchen ausgehändigt in dem wir eintragen lassen müssen, wann wir da waren und wieviele Einzelsessions oder Supervisionen wir selbst genommen haben. Wenn das vordefinierte Ziel erreicht wird, dann bekommen wir ein Zertifikat. Das heißt – hier bewertet ein Ausbilder anhand der Anzahl der genommenen Stunden, ob ich es wert bin, dieses Zertifikat zu bekommen.

Wie crazy ist das denn? Immer wieder muss zumindest ein Teil von mir lachen – wenn ich solche Hefte bekomme. (der andere Teil macht brav mit, schließlich weiß ich nicht, wozu mir das Zertifikat in 10 Jahren Zugang gibt)

Aber auch ich selber kann eine Selbstbewertung von mir selbst vornehmen. Am Anfang sind die Listen noch komplett leer – ich muss ja noch richtig dumm sein, ich habe ja noch keinerlei Eintragung. Keine Eintragung – kein Wissen… …crazy …. so schnell kann man sich selbst also schlecht machen ….

Dämmert dir, worauf ich hinaus will? Diese hausgemachten Wertesysteme sind kopfgemachte Systeme – letztendlich sagen sie so gut wie gar nichts über dich aus. Außer, dass Du vielleicht eine gewisse Zeit an einer gewissen Maßnahme teilgenommen hast.

Ist das nun ein Wert? ….hm. Ein Zeitwert. Und wenn – dann auch wieder nur ein Fremdwert. Nicht dein eigener. Irgendjemand sagt – wenn du so und soviele Stunden genommen hast, dann bist du gut oder darfst dich so oder so nennen. Alles nur aufgeklebte Labels. Nix wert, außer natürlich das Wissen, was sich darunter verbirgt. Aber das hast du ja auch ohne das Wort oder das Zettelchen „Zertifikat“.

Das alles hat also mit unseren inneren Werten Null-Komma-Nix zu tun.

Mein Tipp, lass dich also nicht labeln. Lass dich nicht ein- oder gar unterordnen. Warum auch.

„Sei einfach du selbst“

 

…und jetzt richte ich mich mal an den Teil von dir, der sich oft von anderen bewertet fühlt.

Du kannst ganz beruhigt sein. Wenn du Inhalt von Bewertung wirst, machst du irgendwas genau richtig. Du wirst Du wahrgenommen und jemand hat plötzlich das Bedürfnis bekommen, sich mit dir zu vergleichen. Da ist vielleicht der Minderwertigkeitskomplex oder irgendwas anderes bei dem anderen angesprungen.

Sein Problem.

Auf alle Fälle kannst du sicher sein – der Versuch der Bewertung durch andere hat NIE auch nur im entferntesten was mit dir zu tun.

Du wirst nur benutzt. Als Schablone.

Sei dir darüber klar – und steh´ einfach drüber. (und eigentlich müsstest du noch Geld dafür verlangen ;-) )

Wenn du jedoch glaubst, du wirst bewertet – das heißt, wenn sich die Szenerie eigentlich nur in deinem Kopf abspielt – dann schau mal, warum das so ist. Fühlst du dich minderwertig? Hast du Angst jemand könne dich nicht anerkennen, dich annehmen oder gut finden? Wozu brauchst du diese Bestätigung durch andere? Da fallen mir spontan Worte wie Selbstwert ein – wie steht es um den bei dir?

Sei es dir doch einfach selbst wert – einfach so sein zu dürfen, wie du bist. Völlig unabhängig – was andere darüber denken. Folge einfach deinen Werten, deinen Zielen und Wünschen – dann werden diese Stimmen im Kopf zu Stimmchen und irgendwann – werden sie sicherlich verblassen.

Und ich frage an der Stelle nochmal:

Kennst du deine Werte? Deine übergeordneten Lebensziele? Deine sehnlichsten Wünsche?

Und jetzt richte ich mich mal an den Teil in dir, der gern andere bewertet:

Es steht mir, dir – niemanden zu – andere aufgrund ihres Verhaltens, ihrers Aussehens oder irgendwelcher anderer Merkmale zu bewerten…

Punkt.

Das das in unserer Gesellschaft ständig geschieht – ist mir schon klar. Dennoch würde ich dich gerne einladen, genauer hinzuschauen, wozu es dir dienlich ist – andere zu bewerten. Dafür gibt es aus meiner Sicht zwei Gründe:

Der erste Grund – du willst dich wahrscheinlich etwas besser fühlen und benutzt dann einfach irgendeine arme Seele die gerade dahergelaufen kommt und suchst irgendwas völlig unwichtiges und hackst drauf rum. Lass es einfach, es bringt weder dir noch der anderen Person etwas. Ein freundliches Lächeln – ….wäre eine Option die euch beiden in dem Moment besser tut.

Der zweite Grund – du leidest chronisch unter Minderwertigkeitskomplexen und willst dich wieder und wieder in dieser Annahme bestätigt sehen. Also suchst du dir Leute aus – die augenscheinlich viel heller als du glänzen – um dich nochmals in deiner Schwäche zu bestätigen. Da frage ich mich – was steht dir im Wege, um selbst zu glänzen? Warum musst du dir Idole suchen und sie anhimmeln? Was sind deine Werte? Deine Ziele im Leben? Strebe einfach danach und der Rest ergibt sich wie von selbst.

Ich wünsche uns allen einfach … mehr Reflexion, mehr Miteinander, mehr Achtsamkeit, mehr Offenheit, mehr Ehrlichkeit, mehr Vertrauen.

Ich wünsche dir ein Umfeld, ein Leben – in dem du einfach so sein darfst – wie du nun mal eben bist.

Und ich danke dir wie immer, dass du bis hier zu Ende gelesen hast und wünsche dir bis zum nächsten Beitrag eine wundervolle Zeit.

 

 

Autorin: Sandra Hintringer

 

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